Presse

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09. April 2011

Wohliger Klang von St. Laurentius

Aus dem elbe kurier Magdeburg

(pmi). Glocken habe eine große symbolische Bedeutung als Verkündigerinnen von Leben und Tod. Sie begleiten die Wege der Menschen von der Taufe bis hin zum Grabe; ihr Klang gibt vielen Menschen das Gefühl von Heimat. Es ist bekannt, dass über Jahrhunderte hinweg drei Bronzeglocken ihren Dienst auf dem Turm der Olvenstedter St.-Laurentius-Kirche versahen. Bis heute ist nur die kleinste der Glocken erhalten geblieben. 1610 wurde sie von Heinrich Borstelmann aus Magdeburg gegossen; ihr Gewicht beträgt 240 Kilogramm und sie hat einen Durchmesser von 75 Zentimetern. Auf ihr ist der folgende Spruch hinterlegt: „Als hier die erst Predigt abgieng, die der Pfarr Johann Koch anfieng, goss mich um Heinrich Borstelmann; solt‘ Stund und Predigt melden an. Anno Christi 1610“.

Vermutlich hatte das Material dieser Glocke schon vorher als Läutinstrument gewirkt, bis eventuell ein Riss den Klang der Glocke zerstörte und der heute noch existente Neuguss erfolgen musste. Selbst den Dreißigjährigen Krieg – ein Todesurteil für viele Kirchen und ihre Glocken – überlebte das Alt-Olvenstedter Bronzestück. Auch die Besatzung durch die Franzosen konnte der Glocke nichts anhaben; ab 1813 war das Läuten allerdings untersagt und erst im Jahr 1814 wieder gestattet – damals als Zeichen für den Sieg über die Franzosen und den einkehrenden Frieden.

1942 wurde die Glocke beschlagnahmt – sie sollte für Rüstungszwecke eingeschmolzen wer-den. Wie durch ein Wunder kam es nicht dazu, sie überstand den Krieg (wie St. Laurentius selbst aber nicht); sie wurde entdeckt und 1950 zurückgebracht.

2009 entdeckte man in der alten Bronzeglocke einen etwa 35 Zentimeter langen Riss, geläutet konnte sie nicht mehr werden, denn sie gab keinen wohligen Klang mehr von sich. Durch die Hilfe vieler tatkräftiger Unterstützer (Förderverein, Kirchspiel West) konnten Geldmittel auf-getan werden, um sie durch eine Schweißung reparieren zu lassen.

Der Glockengießerei Lachenmeyer aus Nördlingen ist es gelungen, den Riss zu beseitigen und sie hoffentlich für die kommenden Jahrhunderte einsatzbereit zu halten. Geläutet hat sie noch nicht; das haben sich die Verantwortlichen für den Ostergottesdienst (Sonntag) aufgehoben. An diesem Tag wird es auch eine Taufe geben. Die Alt-Olvenstedter dürfen also gespannt sein, wenn wohlige Klänge durch das Dorf schallen. Vielleicht wird eines Tages auch der Platz der dritten Glocke gefüllt.

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